Das Projekt E26

Das Konzept

Der M1 ist eines der seltenen Beispiele eines Automobils, bei dem das Serienmodell aus der Rennsportversion heraus entwickelt wurde. Die technische Umsetzung der Anforderungen an einen Rennwagen finden sich in jedem Straßen-M1 wieder. Das Fahrwerk – um ein Beispiel zu nennen – wurde ohne größere Modifikationen für ein Motorenleistungsspektrum zwischen 277 und 950 PS ausgelegt.

Motivation

Was bewegte BMW 1975, ein reinrassiges Rennsportcoupe zu projektieren? Die Gründe hierfür sind – dem obigen Gedanken folgend – im Rennsport zu suchen. Die 400 Straßenversionen des M1 entstanden aus Homologationsgründen. Zielgruppe waren Kunden, die Fahrzeuge aus dem Hause, Lotus, Ferrari und Aston Martin fuhren. Die Homologation forderte 400 gebaute Straßenfahrzeuge innerhalb von 2 Jahren, und zu Beginn des Projekts ging man davon aus, dieses Ziel bis Früjahr 1978 erreichen zu können. Zweifel sind berechtigt, ob man mit dem M1 wirklich Geld verdient hat. Der Imagegewinn jedoch steht außer Frage und wirkt nach bis in unsere Tage.

Das Projekt E26

Auf dem Genfer Automobilsalon im Frühjahr 1977 wurden die seit längerem kursierenden Gerüchte bestätigt. BMW arbeitete an einem Auto, das wahrhaftig etwas besonderes werden würde. Intern bekam das Projekt den Namen E26. Die Zeit war knapp bemessen. Des weiteren war das angepeilte Produktionsvolumen von 800 Einheiten für eine Produktion im in der Branche üblichen Rahmen zu klein. Externe Partner mußten her, und man fand diese in Norditalien. Auf Erfahrungen aus vergangenen Zusammenarbeiten Anfang der 70er Jahre zurückgreifend, wurden Lamborghini und Michelotti als Partner gewonnen. Giorgetto Giugiaro von der Firma ItalDesign entwarf die Karosserie des münchner Exoten. Lamborghini sollte, zusammen mit der BMW Motorsport GmbH, Konstruktion und Montage des M1 übernehmen. Der Antrieb, die Kernkompetenz von BMW, war eigene Aufgabe, in Person von Martin Braungart und Paul Rosche. Acht- bzw. Zwölfzylindermotoren wurden diskutiert. Wirtschaftliche Aspekte entschieden zugunsten einer Überarbeitung des vorhandenen M90-Motors. Von diesem Motor fand letzlich jedoch nur der Block seinen Weg in den M1. Das Ergebnis war der M88-Motor, mit neu entwickeltem Zylinderkopf nebst mechanischer Benzineinspritzung und Trockensumpfschmierung. Die Freigabe erfolgte erst Mitte 1977.

Rückschläge

Neben der Motorenentwicklung führte noch ein weiteres Problem zu Verzögerungen im anvisierten Zeitplan. Lamborghini war in wirtschaftliche Not geraten, trotz hoher Qualität und Kompetenz mußte die Partnerschaft in einer entscheidenden Phase aufgegeben werden. Das Unternehmen stand kurz vor der Schließung, als kurz vor Besetzung durch die Arbeiter, in einer Nacht-und Nebel-Aktion die bereits fertiggestellten Prototypen aus dem Werk in Modena nach Deutschland geholt wurden. Nach Ausfall der Produktionskapazitäten bei Lamborghini übernahm die Firma Baur in Stuttgart die Endmontage in der Folge. Dennoch fehlte das Bindeglied zwischen den Teilezulieferern und der Firma Baur. In der Zwischenzeit hatten sich einige inzwischen ehemalige Ingenieure der Firma Lamborghini keine 10 km vom alten Werk entfernt zur Projektgruppe „Italengineering“ zusammengeschlossen und das Projekt M1 weitergeführt. Damit war die Kette geschlossen.

Partner

Durch fünf Hände ging der M1 bis zu seiner Fertigstellung. Die Firma Marchesi in Modena fertigte die Rahmen nach Lamborghini-Vorgaben. Die GfK-Karosserie lieferte T.I.R. bei Modena, zu deren Kunden auch Ferrari gehörte. Beide Komponenten wurden duch ItalDesign montiert. Es folgte die weitgehende Ausstattung der Karosserien, bis hin zu Armaturenträger und Teilen der Innenausstattung. Ab diesem Punkt übernahm Baur die Fertigstellung der Serien-M1. Nach Einbau des Motors und der restlichen Komponenten wurden die Fahrzeuge an die Motorsport GmbH überstellt. Erst im Februar 1979 wurde der erste M1 ausgeliefert.

Fazit

Die Straßenversion des M1 kam spät, zu spät für eine Homologation der Gruppe 4. Gründe hierfür waren die Motorenentwicklung und der Ausfall des wichtigsten Partners Lamborghini. Nach anfänglicher Euphorie waren viele Kunden enttäuscht, und so blieben die Verkaufszahlen hinter den erwarteten 800 Einheiten zurück. Erst die Procar-Serie ab 1979 konnte diesen Trend korrigieren. Dennoch rollte Anfang Februar 1981 der 453. und letzte BMW M1 aus der Montagehalle.